Egal, wie weit Dein Ziel zu sein scheint...

...mit jedem kleinen Schritt kommst Du Deinem Vorhaben ein Stückchen näher.

Sonntag, 11. April 2010

Inne halten für Dein tägliches Geschenk

Endlich nehme ich mir wieder einen Moment zum Bloggen. Ostern, die Zeit davor und danach haben meine Aufmerksamkeit auf andere Dinge gelenkt; hin und wieder bin ich jedoch an der Überarbeitung und Feinarbeit dran geblieben.
Wie schnell die Zeit doch vergeht! Und doch ist es nur knapp einen Monat her, als ich gebloggt habe - mir kommt es viel länger vor. Vielleicht, weil ich viel gemacht und erlebt habe, vielleicht auch, weil ich einen Gang zurück geschaltet habe und mir für manche Sachen mehr Zeit nehme als zuvor. Wie wichtig es doch ist, jeden Moment, den man geschenkt erhält, zu genießen und zu nutzen! Wie oft beschäftigen wir uns mit Dingen, die wir eigentlich nur als lästig empfinden - von ein paar Verantwortungen und Pflichten abgesehen - oder mit Leuten, die man als nervtötend einstuft, mit denen man seine Zeit eigentlich gar nicht verbringen möchte, und es doch tut, weil man gerade keine bessere Alternative hat, oder schlimmer, weil man seine wirklichen Wünsche und Bedürfnisse "auf später" verschiebt, oder gar nicht erst wahr nimmt? Wann ist der Zeitpunkt zu leben, wirklich zu leben und nicht nur zu existieren? Jetzt, morgen, in einer Woche, in fünf Jahren?

Montag, 15. März 2010

Macht der Gedanken

Die erste Version ist fast fertig - und es wurde doch etwas mehr, als ich gedacht habe. Die anfänglichen Bedenken, das alles etwas zu kurz zu fassen - "wie kriegen andere Autoren so viele Seiten zusammen?? Aber es soll ja ein interessanter Erzählfaden sein, ohne überflüssiges Blabla" - war unnötig.
Unnötig.
Wie viele Gedanken und Sorgen machen wir uns eigentlich unnötig im Leben?
Ich zumindest mach(t)e mir viel zu viel unnötige Gedanken - ein unendliches Gedankenkarussell, das mich vom Hier und Jetzt ablenkt(e). Wahrscheinlich ist es auch normal, dass einem viele Sachen durch den Kopf gehen, man hat jedoch die Entscheidung offen, ob man sich davon mitreißen lässt. Von schönen, träumerischen Gedanken, die einen kurz in eine andere Welt entführen, oder von Gedanken, die einen immer wieder an Pflichten und Situationen voller Ärger oder Traurigkeit erinnern. Doch wozu soll man sich negativ beeinflussen lassen, von Gegebenheiten, die nicht jetzt passieren, sondern irgendwann mal passiert sind?
Verschenke keine wertvollen Minuten für etwas, das sowieso schon passiert ist - lebe jetzt.

Montag, 8. März 2010

Jeder kleine Schritt...

Endlich liegt der Umzug hinter uns. Die Fahrerei und die todesmutigen Besuche in Möbelgeschäften wie Ikea haben uns ein paar Nerven gekostet, aber wir haben es überstanden. Zum Schreiben kam ich nicht mehr; jetzt freue ich mich aber, wieder los zu legen. Noch ein paar Seiten und die erste Version – die in der Überarbeitung noch ein bisschen Farbe bekommt – ist fertig.

Wer hätte gedacht, dass sich das so in die Länge zieht? Angefangen habe ich im September, in der Wartehalle von Cusco, Peru, mit der Überzeugung, dass mir die Worte schnell von der Hand gehen und ich in ein paar Monaten sicher das Manuskript verschicken könnte. Doch schließlich soll es ja auch kein reiner Reisebericht sein, sondern mit zahlreichen Denkanstößen den Leser dazu bewegen, manche Dinge in seinem Leben selbst zu reflektieren. Vor allem soll es ihn in allererster Linie dazu ermutigen, für seine Ziele zu kämpfen, die Hindernisse auf dem Weg nicht allzu wichtig zu nehmen und sie zu überwinden.Und diese Absichten wirken nur dann, wenn sie authentisch in den Text eingebaut sind und mit dem eigentlichen Geschehen zusammen fließen. Ich glaube, das habe ich bisher ganz gut hinbekommen, trotzdem kann ich das erst beurteilen, wenn ich das Gesamtbild kritisch begutachte und auch andere Meinungen dazu einhole.

Und dann…dann beginnt die Suche nach Rezensionen und nach Verlagen – eine laut dem Internet nahezu aussichtslose Suche. Aber ich glaube fest daran, dass sich irgendetwas ergeben wird – vielleicht nicht auf den ersten Blick, aber vielleicht auf den vierten. Denn mit jedem noch so kleinen Schritt, so wenig Bedeutung er auch zu haben scheint, kommt man seinem Ziel ein Stückchen näher.

Montag, 22. Februar 2010

Wer ein Warum hat...

Der Frühling nähert sich langsam und leise, die Vögel zwitschern immer mehr, ab und zu lässt sich ein Sonnenstrahl blicken.
Trotzdem friere ich stark, fühle mich schlapp und sehr müde. Vielleicht habe ich es mit dem Yoga am frühen Morgen übertrieben, vielleicht hat mich auch einfach ein Arbeitskollege angesteckt…ärgerlich, gerade in unserer bevorstehenden Umzugsphase. Aber auch das geht vorbei.
Obwohl ich sehr beschäftigt bin, nehme ich mir hin und wieder ein paar Minuten zum Schreiben. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Egal ob beim Schreiben, beim Yoga, beim Klettern, beim Sprachen lernen…wenn man einmal richtig aus dem Fluss gerät, ist es schwierig, wieder hinein zu kommen. Entscheidungen, die man eigentlich mit hoher Motivation trifft, werden manchmal aufs Eis gelegt. Vielleicht weil man erkennt, dass man sich zuviel zumutet, weil man an der Entscheidung zweifelt oder weil andere Dinge eine höhere Priorität haben. Ich finde, dass das alles auch natürliche Erklärungen sind, da gewisse Pläne und Vorhaben manchmal einfach geändert werden müssen.
Schade ist es jedoch, wenn man zu schnell die Flinte ins Korn wirft, obwohl das Bauchgefühl sagt, dass man diese Entscheidung bewusst getroffen hat, weil man etwas wagen, etwas verändern möchte. Und dann in den alten Trott zurückfallen? Wie gerne habe ich früher immer Dinge begonnen, voller Eifer, und dann gesehen habe, dass ich mich doch nicht auf Dauer anstrengen möchte, um das Ziel zu erreichen?

Glücklicherweise habe ich viel geändert. Bei unbedeutenden Entscheidungen bin ich nach wie vor sprunghaft, bei ernsteren Dingen bleibe ich viel standhafter als früher. Auch beim Schreiben gibt es manchmal Tage, wo ich etwas zu selbstkritisch bin, wo ich das Gefühl habe, dass ich meine Absicht zu indirekt einbringe, oder dass meine Kreativität in Urlaub ist. Tage, wo ich etwas halbherzig an die Sache gehe. Früher hätte ich das Ganze vielleicht eine Weile ruhen lassen. Doch wie ich auch bei anderen Vorhaben schon gemerkt habe: Mit einer Absicht, einer besonderen Motivation kann man sein Ziel erreichen.
Oder wie Nietzsche es ausdrückt: „Wer ein Warum hat, dem ist kein Wie zu schwer.“
Vielleicht bin ich nicht ganz so auf diesen Gedanken fokussiert, wie er es ausdrückte; ab einem gewissen Punkt finde ich, dass man sein Ziel lieber in eine etwas andere Richtung lenken sollte, anstatt sich nur noch auf den Kampf zu fokussieren. Aber alles in allem bin auch ich davon überzeugt, dass man mit einer besonderen Motivation mehr erreichen kann, als man sich zutraut – ein zentrales Thema in „Geh’ an Deine Grenzen!“
In den Anden gab es ab einem gewissen Punkt kein Zurück mehr, kein Aufgeben, wo man sich von der Wanderung zurückziehen und in die bequeme Welt flüchten konnte. Sechs von sieben Tagen waren geprägt von einem harten Kampf, der nicht in Worte gefasst werden kann. Die Hitze zermürbte, trocknete aus, die Abstiege stellten meine Knie auf eine mir unüberwindlich scheinende Probe, der höchste Gipfel von 4670 Metern forderte alles, die kilometerlange, nicht endende Strecke zu Fuß auf den Bahnschienen bis zum endlosen Tunnel hätte mehr als nur einmal meine Nerven zerstört, wenn ich es zugelassen hätte. Alles Gründe, ans Aufhören zu denken, auf den nächsten Trupp mit den Maultieren zu warten, die uns die Last vom Rücken nehmen könnten.
Doch wir haben durchgehalten.
Jeder kann es.
Wenn er nur will.

Dienstag, 16. Februar 2010

Sich selbst im Weg stehen...

Die Schneeflocken fliegen im eisigen Wind wie wild durcheinander. Allein wenn ich durch das Fenster schaue, bin ich unglaublich froh, jetzt ein warmes Dach über dem Kopf zu haben.
Wann wird es endlich wärmer? Wann erlauben es die Temperaturen und das Wetter, lange Spaziergänge zu machen, schöne Fotos von der erwachenden Natur zu schießen, an den Felsen zu klettern?
Andererseits hat auch der Winter seine schönen Seiten: Wann ist es so schön wie im Herbst und Winter, alles ein bisschen ruhiger an zu gehen (oder direkt gesagt: zu faulenzen), viel Tee aller möglichen Sorten zu trinken, ein spannendes Buch zu lesen, oder eben ein solches zu schreiben?

Meine Finger fliegen über die Tastatur, verharren, tippen wieder. Etwa ¾ des Trekkings habe ich bereits niedergeschrieben, doch fehlen noch zahlreiche Ausschmückungen und Eingangszitate, die einen Denkanstoß darstellen sollen. Auch das selbst Erlebte könnte mehr eine wirkliche Gestaltung eines Romans bekommen, mit mehr Details und nicht nur wie eine Kette von Handlungen und Gedanken. Doch was ist im Endeffekt für den Leser interessant, und was nicht?
Manchmal habe ich das Gefühl, mir beim Schreiben selbst im Weg zu stehen, vor lauter Perfektionismus. Alles soll am besten im ersten Entwurf schon passen, so dass dieser später nur ein bisschen überarbeitet werden muss. Doch dieser Perfektionismus bremst mich manchmal aus. Ideen, die vielleicht das Potenzial haben, eine wundervolle Textstelle zu ergeben, bleiben außen vor. Wer kennt das nicht, wenn auch etwas anders? Vielleicht nicht im kreativen Bereich, sondern mehr im Alltäglichen? Sich selbst im Weg stehen.
Warum? Warum steht man sich möglicherweise selbst im Weg, wenn es darum geht, etwas erreichen zu wollen?
Vielleicht hat man einfach Angst davor, sein Ziel zu erreichen? Angst vor der Veränderung, das Bekannte los zu lassen? Oder man hat Angst vor dem Widerstand, auf den man treffen würde?
Vielleicht geschieht dies auch unbewusst, in dem man sich selbst noch nie gefragt hat, was man eigentlich will, in dem man sich noch nie richtig inne gehalten und sich selbst zugehört hat.
Oder vielleicht ist es, wie schon gesagt, die Perfektionismusfalle. Die Gefahr, alles so perfekt machen zu wollen, das Ganze so verkrampft anzugehen, dass man sich in Details verliert, die einzigartigen Ideen untergehen und man letztendlich den gesamten Überblick verliert – und somit auch sein Ziel.

Dazu gibt es eine schöne Geschichte, an deren Wortlaut ich mich nur noch ungefähr erinnere: Zwei Menschen waren unterwegs zu einem Strand, der einsam und idyllisch gelegen von hohen Palmen geschmückt und nur Wenigen bekannt war. Sie wollten im Meer baden, das Meer erleben. Das war ihr sehnlichster Wunsch. Doch der Strand war größtenteils voller spitzer Steine, die einen direkten Durchgang nicht ermöglichten. Die einzige Möglichkeit, dennoch zum Meer zu gelangen, war, einen Weg frei zu räumen. Doch wie?
Einer von den beiden rannte weg, um eine Schaufel oder ähnliches Werkzeug zu suchen, während der andere nur da saß und überlegte. Er sah nur die Möglichkeit, die Steine mit einem anderen, großen Stein und den bloßen Händen weg zu räumen – eine unbequeme Arbeit. Er machte sich unbeirrt ans Werk. Irgendwann würde er schon fertig werden. Es war ja nur ein Weg.
Der Andere kehrte an eine andere Stelle des Strandes zurück, ohne seinen Freund zu entdecken, so dicht waren die Palmen. Er hielt eine robuste Schaufel in der Hand, die es erlaubte, die Steine zügig beiseite zu schaffen und machte sich motiviert ans Werk. Während der Freund an der anderen Stelle die Steine mit der Hand entfernte und nur langsam vorankam, jedoch die Hälfte schon geschafft hatte, brauchte der Mensch mit der Schaufel viel weniger Zeit, um zur Wegmitte zu gelangen. Er betrachtete sein Werk, und beschloss, dass er den Weg auch gleich auf schöner gestalten konnte. Wenn schon, dann richtig. Und er machte sich dran, einen Weg frei zuräumen, der etwa die vierfache Breite des Weges hatte, den sein Freund frei räumte.
Als sein Freund alle Steine weggeräumt und mit den Füßen im Meer stand, war der Mensch mit der Schaufel immer noch nicht fertig. Denn er war mit seinem Ergebnis unzufrieden und hatte beschlossen, seinen Wegrand zu verstärken, damit der Weg nicht zugeschüttet werden würde.
Das Meer hatte er nie an seinen Füßen gespürt.

Sonntag, 7. Februar 2010

Später, morgen, irgendwann – niemals?

„Wir sind ein einziges Mal geboren; zweimal geboren zu werden ist nicht möglich…Und da schiebst du das, was Freude macht, auf, obwohl du nicht einmal Herr bist über das Morgen? Über dem Aufschieben schwindet das Leben dahin, und so mancher von uns stirbt, ohne sich jemals Muße gegönnt zu haben.“
Epikur

Gar nicht so leicht, neben allen Tätigkeiten am Schreiben, das ich doch so gerne mag, dran zu bleiben. Manchmal denke ich, dass der Tag besser mehr Stunden haben sollte – ein weit verbreiteter, unrealistischer Wunsch. Würde ich den Tag dann wirklich besser nutzen? Würde ich dann wirklich für mein eigentliches Vorhaben Zeit finden? Oder würde ich den Tag dann einfach mit anderen Aktivitäten vollpacken und noch weniger Zeit haben?

Kennst Du das, die schönen Dinge, die eigentlichen Ziele im Leben aufzuschieben?
Sprichwörter wie „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“ beziehe ich eher auf unangenehme Sachen, die ich immer schnell erledige. Anrufe, Rechnungen, Termine ausmachen…all das verschwindet schnell von der To-do-Liste und auch aus meinem Kopf. Bei vielen Leuten scheint das nicht so zu sein, sie versuchen, diese Dinge aus ihren Köpfen zu verbannen, indem sie einfach so tun, als wären die Anrufe, Rechnungen und Termine nicht vorhanden.
Das ist die eine Seite. Die andere Seite, ist die, seine persönlichen Träume aus dem funktionalen Alltag auszuklammern und diese alleine auf die Wochenenden zu beschränken oder auf die nächsten Ferien oder auf das Rentenalter zu verschieben. Oder eben auf irgendwann, wenn sich mal die Gelegenheit bietet.

Sicher ergeben sich Gelegenheiten manchmal zufällig. Doch wie oft ist das so? Ich denke, das ist der Fall, wenn man auch wirklich am Ball bleibt und auf der Suche danach ist – und nicht, wie manche erwarten, die Gelegenheiten an der Haustür zu empfangen. So wartet man möglicherweise sein ganzes Leben auf die einzigartige Gelegenheit, für die bisher nie der richtige Zeitpunkt war – und dann?
Dann folgt eine schmerzhafte Erkenntnis, dass man nicht alles dafür getan hat, die schönen Dinge, seine Ziele, seine Träume in sein wirkliches Leben – dem Alltag – hinein integriert zu haben, dass man nicht alles dafür getan hat, diese Dinge wirklich gelebt zu haben.

Samstag, 30. Januar 2010

"Die Straße des geringsten Widerstands...

ist nur am Anfang asphaltiert." -- Hans Kasper

Erleben und das Erlebte im Nachhinein Revue passieren lassen sind zwei paar Stiefel. Kennst Du das? Man redet sich das Erlebte schön und möchte wieder in die Vergangenheit flüchten. Ach, wäre ich doch nur wieder dort...könnte ich es noch einmal erleben... man sperrt sich gewissermaßen gegen den aktuellen Zustand.
Mir ist das jedenfalls schon öfters passiert, bei diesem Trekking jedoch seltsamerweise nicht, wie ich während des Schreibens merke. Zu stark waren die Emotionen, die das Erlebte geprägt haben, sowohl kraftspendend und motivierend als auch hart, erdrückend - zum Durchdrehen. Ein Widerspruch? Nein! Oftmals haben wir beides in Situationen, versuchen nur die erdrückende Seite auszublenden. Sie im Nachhinein oder auch schon in der entsprechenden Situation zu ignorieren; lieber die schmeichelnden, aufbauenden, positiven Emotionen, das Glück erfahren. Das will doch schließlich jeder, oder? Wer fügt sich schon freiwillig Härte und Schmerz zu (bis auf bestimmte Extreme:))?
Doch stopp. Es geht nicht um's freiwillige Zufügen von all dem. Nein, es geht um das Zulassen; es geht darum, auch solche Erfahrungen zu machen. Härtesituationen, Momente, die Dich fordern. Momente, die Dir nur Freude spenden, sind schön und sehr wichtig. Doch sie allein formen Dich nicht zu einem Mensch, der wächst und sich entwickelt.

Lebst Du, wenn Du alles ohne Anstrengung bekommst, einfach so auf dem Silbertablett serviert? So bequem, so verführerisch das scheint - es ist nicht Dein Leben. Dein Leben ist, Dein Potenzial zu nutzen, etwas aus Deinen Möglichkeiten zu machen - auch wenn es hart scheint. Und genau das macht Dich als Menschen aus: Nicht nur hinnehmen, nicht nur ein durchschnittliches Normalo-Leben führen, nicht nur am Ende sagen "Ja, es war ganz nett...aber nicht sonderlich aufregend, das Leben", sondern für Deine Träume zu kämpfen.

Dienstag, 26. Januar 2010

Aller Anfang ist schwer - oder nicht?

Wartehalle Cuzco/Peru, Rückkehr nach Santiago und Abschiedsfeste in Viña del Mar/Chile, unfreiwilliger Aufenthalt in Sao Paulo, Flughafen Paris - immer finde ich einen Moment zum Schreiben. Die Seiten füllen sich; die Worte sprudeln nur so heraus, wie eine schäumende Quelle. Meine starke Erkältung kurz vor der Reise, wodurch alles in Frage gestellt wurde, die beschwerliche Reise von Chile bis zu unserem Ausgangspunkt La Cachora in Peru, der erste Tag. Der erste Anstieg, der Anblick zweier Kondore, die majestätisch über uns hinwegsegelten, die schmerzlichen Kilometer bergab, Blasen, Durst und Schwindel, die erste Nacht im Zelt – all das läuft wie ein Film vor meinen Augen ab.

Kritisch begutachte ich das Geschriebene, verbessere. Das Ganze klingt zu unpersönlich; es fehlt die Beschreibung, die das alles erst lebendig macht – was ist schon ein Skelett ohne Inhalt?
Ich streiche durch, füge hinzu, verbessere. Manchmal fliegt der Stift übers Papier, manchmal bleibt er still – eine Blockade.
Plötzlich merke ich den Unterschied zwischen einem sachlichen Schreibstil, der beschreibt und auch emotional sein kann, sich aber doch mehr auf Fakten stützt, und einem Schreibstil, der Erlebnisse in Bilder und Worte fassen möchte. In Worte, die den Leser mitreißen sollen, die ihn zu einem Teil des Geschehens machen sollen. Ich überlege. Was hatte ich vor ein paar Minuten für Gedanken? Die Erlebnisse laufen wie ein Film vor meinen Augen ab…und ein Film hat ohne Zweifel Details. Diese Perspektive hilft mir, die Inhalte mit Beschreibungen auszuschmücken, die ich sonst vielleicht ausgelassen hätte und ohne die das Erzählte etwas farblos scheinen würde.
Trotzdem merke ich hin und wieder: Manches lässt sich nur schwer ausdrücken, manches scheint mir eher uninteressant für den Leser...gar nicht so einfach.
Ich seufze. Ob da etwas Interessantes dabei herauskommt? Leichte Zweifel kommen auf. Zweifel, die mir zuflüstern "Vielleicht fängt das die Leser gar nicht ein...", "Die Verlage werden von Manuskripten überflutet...". Wer kennt das nicht?
Trotzdem bin ich von meiner Idee überzeugt. So liberal unsere Gesellschaft heute zu sein scheint, so vielfältig sind die Möglichkeiten und doch finden sich viele Menschen mit ihren Zielen vor Hindernissen, von denen sie glauben, daran zu scheitern. Hindernisse persönlicher Natur oder Hindernisse, die ihnen die breite Masse vorzugeben scheint. Im Grunde sind es genau die Zweifel, die ich unter Anderem thematisieren möchte, die ausgeschaltet - nicht ignoriert - werden sollen. Einer meiner Freunde, Jochen - Tortenexperte und Philosophiefan - würde jetzt Nietzsche zitieren und sagen "Wer ein Warum hat, dem ist kein Wie zu schwer". Was hat man schon zu verlieren? Nichts!
Also setze ich mich wieder entschlossen an den PC, fange an zu tippen und versuche, unverkrampft an die Sache heran zu gehen. So, als ob keine Zweifel vorhanden wären, als ob es sie einfach nicht gäbe. Und tatsächlich: Meine Finger fliegen über die Tasten und ich habe das Gefühl, anschauliche Formulierungen zu finden, mit den Worten zu spielen.

Freitag, 22. Januar 2010

Das Ende - ein neuer Anfang?

Cuzco, Peru, Wartehalle des Busterminals.
Noch vier Stunden bis zur Abfahrt nach Abancay, das etwa zehn Stunden von hier entfernt ist.
Wir sitzen in der Wartehalle, die voller Geschäfte und Busgesellschaften ist, voller Menschen und zum Teil auch Tiere.
Ein Mädchen fährt auf Rollschuhen vorsichtig durch die Wartehalle und wird immer schneller, als sie schließlich in halsbrecherischer Geschwindigkeit, kreischend vor Angstlust, auf ihren Vater zufährt und ihm in die Arme fliegt.
Mir gegenüber sitzen ein paar Frauen mit riesigen Stoffsäcken als Gepäckstücke. Sie starren Carlos und mich neugierig an, genau so wie der Mann, der neben mir sitzt und uns in ein Gespräch verwickelt. Er stellt mir seltsame Fragen; wieviel ein Ingenieur in Deutschland verdiene, wolle er wissen, und wie schwierig es sei, nach Deutschland auszuwandern.
Wir reden und reden; Carlos hat sich aus dem Gespräch ausgeklingt. Auch ich merke, wie ich ermüde und bin insgeheim froh, als der Mann sich verabschiedet und zu seinem Bus geht.
Ich schnappe mir meinen kleinen Notizblock und lese die knappen Aufzeichnungen der letzten Tage.

17.09.2009 - Camp Nähe Apurímac
Der härteste Geburtstag meines Lebens. Statt Kuchen und Party eine 30-Stunden-Reise (oder mehr?) im Flugzeug, Bus und Auto, heftige Übelkeit und Erbrechen, danach Blasen an den Füßen und kaputte Beine. Bin schon nach dem ersten Tag körperlich und nervlich am Ende! Wie soll das weitergehen, noch sechs Tage???

19.09.2009 - Camp Choquequirao
Hab' den zweiten Tag überlebt. Fühle mich wie ein Packtier! Haben uns mit der Zeit mächtig vertan. Ob wir es rechtzeitig nach Machu Picchu schaffen?

20.09.2009 - Camp Yanama
Der gestrige Tag war die Hölle. Kilometerlanger Abstieg, brennende Hitze, war am Ende. Danach kilometerlanger Anstieg, weiter durch die Dunkelheit - und kein Wasser im Camp. Zum Glück hatten wir noch eine kleine Flasche mit Wasser...

21.09.2009 - Camp Totora
Angekommen. Jeder Tag ein Kampf, diesmal über 4670 m! Danach Regen...jetzt ist das Schlimmste überstanden - hoffe ich...

24.09.2009 - Aguas Calientes
Zu Ende. Wir haben es geschafft. Von wegen, der Pass Yanama mit seinen 4670 m war unglaublich hart, aber nicht das Härteste. Gestern war ich kurz davor, durch zu drehen. Hitze, an rauchenden Hügeln vorbei, kilometerlang bergab...und am Schluss kilometerlang über die Schienen der Bahn, mit dem langen, dunklen Tunnel als "Highlight".
Heute sind wir wieder um fünf Uhr aufgestanden, was für ein himmlischer Luxus, duschen!!! Und ein ganz normales Frühstück...Machu Picchu war schön, sehr schön. Aber nur das Tüpfelchen auf dem i. Was für ein Wahnsinn, das Ganze! Und doch so schön...

Ein Lächeln zeigt sich auf meinem Gesicht. Was für eine Erfahrung! Wieviel reicher fühle ich mich, wieviel stärker! Und das, wo ich halbkrank war, als wir aufgebrochen sind. Wieviel Kraft in einem Menschen steckt, wenn er nur will! Nur hat man das leider viel zu oft vergessen...
Entschlossen zücke ich einen Kugelschreiber und beginne mit dem Schreiben. Ich möchte die Erfahrung ausführlicher in Worte fassen, alleine schon um das alles im Kopf zu behalten. Wer weiß, vielleicht bringt das auch anderen etwas, ihr Potenzial wieder zu erkennen?

120 Kilometer zu Fuß durch die Anden Perus?

"Ich möchte dieses Jahr noch nach Peru reisen, zu Machu Picchu."

Ohne die Idee meines Freundes Carlos hätten wir dieses Reiseziel vermutlich ausgelassen.
Überlaufen, Massentourismus, überteuert - so waren meine Gedanken zu Machu Picchu, weshalb ich eine Reise in die Ruinenstadt nie ernsthaft in Erwägung gezogen habe. Doch gut, wenn Carlos unbedingt möchte, warum nicht? Schließlich waren wir auch bei den gigantischen Wasserfällen von Iguazú in Argentinien und Brasilien, weil ich sie unbedingt sehen und erleben wollte. Und diese sind mit Sicherheit genau so überlaufen.
"Eine bloße Besichtigung kommt aber nicht in Frage", hatte ich eingewandt.
"Natürlich nicht - es muss mindestens ein Trekking dabei sein. Vielleicht drei Tage oder so..." Und tatsächlich. Im Internet wird weit verbreitet vom Inka-Trail berichtet, das "Standardprogramm". Drei oder vier Tage, mit Führern und Maultieren, in einer kleinen Gruppe, Verpflegung. Und mit Preisen ab US$ 300 aufwärts - nicht gerade für kleine Budgets. Wie überlaufen nicht nur die Ruinenstadt Machu Picchu selbst, sondern auch der Inka-Trail ist, erkennt man schnell: Erst drei Monate später hätten wir frühstens an dem Trekking teilnehmen können. Der Grund: Begrenzte Gruppenanzahl, um der Bodenbelastung etc. entgegenzuwirken.


Was jetzt? Carlos und ich surfen parallel und ausführlich, und werden auch fündig. Eine Alternativroute, die auf anderem Weg zu Machu Picchu bzw. zum Ausgangsdorf Aguas Calientes führt, ist der wesentlich günstigere Salcantay-Trail. Dieser scheint auch ohne Führer machbar zu sein, was bei dem Inka-Trail Probleme geben könnte. Carlos surft weiter und präsentiert mir eine Route, die sich teilweise mit dem Salcantay-Trail überschneidet, die aber viel weiter südwestlich beginnt. Dauer: Sieben Tage, 120 Kilometer. Klingt machbar, denke ich. Die Höhenmeter dagegen beeindrucken mich mehr: 4670 Meter sollte der höchste Punkt der Wanderung betragen.
Wer einmal in der Höhe war, weiß, dass der Körper - je nach Kondition, Robustheit - ab 2500 - 3000 Metern auf die sauerstoffärmere Luft und die Druckunterschiede reagiert. Mir ist mein Ausflug in die chilenischen Geysire (4300 Meter) immer noch präsent, oder besser gesagt, die Höhenkrankheit. Und jetzt 4670 Meter? Mit einem Rucksack, der etwas weniger als ein mittelgroßer Hund wiegt?
Auch Carlos hat vor der Höhe Respekt. Respekt, aber keine Angst vor der Herausforderung - auch er kennt die Höhe. Sieben Tage, 120 Kilometer, 4670 Höhenmeter. Ohne Führer, ohne Packesel, nur wir und unsere Rucksäcke. Kann da nicht alles mögliche passieren? Gefahren, Krankheiten? Ich stelle mir alle möglichen Szenarien vor, denen wir jedoch mit vorbeugenden Maßnahmen entgegen wirken können.

Wir überlegen, zögern nur kurz - und wir entscheiden uns dafür. Eine Reise, die nichts gemein hat mit dem All-Inklusive-Urlaub nach Mallorca - der für Andere das Glück auf Erden ist, was auch schön und gut so ist. Diese Reise sollte körperlich und - was ich erst noch merken sollte - geistig eine Herausforderung werden, die es in sich hat. Eine Herausforderung, die einen erledigen oder stärken kann.

Donnerstag, 21. Januar 2010

Warum das Ganze?

"Geh' an Deine Grenzen!"...
...und dann ein Blog über ein Buch, mit einer Reise nach Peru als Handlung?
Schreiben Leute nicht schon oft genug Reiseberichte? Australien, Afrika, Argentinien...Reiseberichte, die sehr subjektiv und naja, Außenstehenden manchmal langweilig erscheinen?
Alle gemachten Erfahrungen sind subjektiv und werden von Außenstehenden anders empfunden: Weniger emotional, weniger mitreißend, mehr wie ein Zuschauer und selten wie eine Person, die mitspielt im Geschehen.
Trotzdem wage ich mich an die Herausforderung, einen Roman - zwischen Abenteuer, Reise und einer Inspiration für Dich - darüber zu schreiben, dessen Entstehung ich in diesem Blog festhalten möchte.
Und warum das Ganze?
Weil ich Dich, lieben Leser, mit auf eine Reise nach Peru und vor allem zu Dir selbst mitnehmen möchte. Vielleicht hast Du auch ein hohes Ziel, ein Vorhaben, einen Traum, der Dir meilenweit entfernt zu sein scheint? Dazwischen eine Grenze, die uns mal nur unbewusst, mal jedoch bewusst klar zu sein scheint. Scheint? Ja, scheint! Wo ist Deine Grenze? Ist es wirklich Dein Limit, über das Du nicht hinauskommst?
Oder ist es nur Dein Kopf, der Dir weis machen will, Du würdest darüber nicht hinaus kommen?