Egal, wie weit Dein Ziel zu sein scheint...

...mit jedem kleinen Schritt kommst Du Deinem Vorhaben ein Stückchen näher.

Samstag, 30. Januar 2010

"Die Straße des geringsten Widerstands...

ist nur am Anfang asphaltiert." -- Hans Kasper

Erleben und das Erlebte im Nachhinein Revue passieren lassen sind zwei paar Stiefel. Kennst Du das? Man redet sich das Erlebte schön und möchte wieder in die Vergangenheit flüchten. Ach, wäre ich doch nur wieder dort...könnte ich es noch einmal erleben... man sperrt sich gewissermaßen gegen den aktuellen Zustand.
Mir ist das jedenfalls schon öfters passiert, bei diesem Trekking jedoch seltsamerweise nicht, wie ich während des Schreibens merke. Zu stark waren die Emotionen, die das Erlebte geprägt haben, sowohl kraftspendend und motivierend als auch hart, erdrückend - zum Durchdrehen. Ein Widerspruch? Nein! Oftmals haben wir beides in Situationen, versuchen nur die erdrückende Seite auszublenden. Sie im Nachhinein oder auch schon in der entsprechenden Situation zu ignorieren; lieber die schmeichelnden, aufbauenden, positiven Emotionen, das Glück erfahren. Das will doch schließlich jeder, oder? Wer fügt sich schon freiwillig Härte und Schmerz zu (bis auf bestimmte Extreme:))?
Doch stopp. Es geht nicht um's freiwillige Zufügen von all dem. Nein, es geht um das Zulassen; es geht darum, auch solche Erfahrungen zu machen. Härtesituationen, Momente, die Dich fordern. Momente, die Dir nur Freude spenden, sind schön und sehr wichtig. Doch sie allein formen Dich nicht zu einem Mensch, der wächst und sich entwickelt.

Lebst Du, wenn Du alles ohne Anstrengung bekommst, einfach so auf dem Silbertablett serviert? So bequem, so verführerisch das scheint - es ist nicht Dein Leben. Dein Leben ist, Dein Potenzial zu nutzen, etwas aus Deinen Möglichkeiten zu machen - auch wenn es hart scheint. Und genau das macht Dich als Menschen aus: Nicht nur hinnehmen, nicht nur ein durchschnittliches Normalo-Leben führen, nicht nur am Ende sagen "Ja, es war ganz nett...aber nicht sonderlich aufregend, das Leben", sondern für Deine Träume zu kämpfen.

Dienstag, 26. Januar 2010

Aller Anfang ist schwer - oder nicht?

Wartehalle Cuzco/Peru, Rückkehr nach Santiago und Abschiedsfeste in Viña del Mar/Chile, unfreiwilliger Aufenthalt in Sao Paulo, Flughafen Paris - immer finde ich einen Moment zum Schreiben. Die Seiten füllen sich; die Worte sprudeln nur so heraus, wie eine schäumende Quelle. Meine starke Erkältung kurz vor der Reise, wodurch alles in Frage gestellt wurde, die beschwerliche Reise von Chile bis zu unserem Ausgangspunkt La Cachora in Peru, der erste Tag. Der erste Anstieg, der Anblick zweier Kondore, die majestätisch über uns hinwegsegelten, die schmerzlichen Kilometer bergab, Blasen, Durst und Schwindel, die erste Nacht im Zelt – all das läuft wie ein Film vor meinen Augen ab.

Kritisch begutachte ich das Geschriebene, verbessere. Das Ganze klingt zu unpersönlich; es fehlt die Beschreibung, die das alles erst lebendig macht – was ist schon ein Skelett ohne Inhalt?
Ich streiche durch, füge hinzu, verbessere. Manchmal fliegt der Stift übers Papier, manchmal bleibt er still – eine Blockade.
Plötzlich merke ich den Unterschied zwischen einem sachlichen Schreibstil, der beschreibt und auch emotional sein kann, sich aber doch mehr auf Fakten stützt, und einem Schreibstil, der Erlebnisse in Bilder und Worte fassen möchte. In Worte, die den Leser mitreißen sollen, die ihn zu einem Teil des Geschehens machen sollen. Ich überlege. Was hatte ich vor ein paar Minuten für Gedanken? Die Erlebnisse laufen wie ein Film vor meinen Augen ab…und ein Film hat ohne Zweifel Details. Diese Perspektive hilft mir, die Inhalte mit Beschreibungen auszuschmücken, die ich sonst vielleicht ausgelassen hätte und ohne die das Erzählte etwas farblos scheinen würde.
Trotzdem merke ich hin und wieder: Manches lässt sich nur schwer ausdrücken, manches scheint mir eher uninteressant für den Leser...gar nicht so einfach.
Ich seufze. Ob da etwas Interessantes dabei herauskommt? Leichte Zweifel kommen auf. Zweifel, die mir zuflüstern "Vielleicht fängt das die Leser gar nicht ein...", "Die Verlage werden von Manuskripten überflutet...". Wer kennt das nicht?
Trotzdem bin ich von meiner Idee überzeugt. So liberal unsere Gesellschaft heute zu sein scheint, so vielfältig sind die Möglichkeiten und doch finden sich viele Menschen mit ihren Zielen vor Hindernissen, von denen sie glauben, daran zu scheitern. Hindernisse persönlicher Natur oder Hindernisse, die ihnen die breite Masse vorzugeben scheint. Im Grunde sind es genau die Zweifel, die ich unter Anderem thematisieren möchte, die ausgeschaltet - nicht ignoriert - werden sollen. Einer meiner Freunde, Jochen - Tortenexperte und Philosophiefan - würde jetzt Nietzsche zitieren und sagen "Wer ein Warum hat, dem ist kein Wie zu schwer". Was hat man schon zu verlieren? Nichts!
Also setze ich mich wieder entschlossen an den PC, fange an zu tippen und versuche, unverkrampft an die Sache heran zu gehen. So, als ob keine Zweifel vorhanden wären, als ob es sie einfach nicht gäbe. Und tatsächlich: Meine Finger fliegen über die Tasten und ich habe das Gefühl, anschauliche Formulierungen zu finden, mit den Worten zu spielen.

Freitag, 22. Januar 2010

Das Ende - ein neuer Anfang?

Cuzco, Peru, Wartehalle des Busterminals.
Noch vier Stunden bis zur Abfahrt nach Abancay, das etwa zehn Stunden von hier entfernt ist.
Wir sitzen in der Wartehalle, die voller Geschäfte und Busgesellschaften ist, voller Menschen und zum Teil auch Tiere.
Ein Mädchen fährt auf Rollschuhen vorsichtig durch die Wartehalle und wird immer schneller, als sie schließlich in halsbrecherischer Geschwindigkeit, kreischend vor Angstlust, auf ihren Vater zufährt und ihm in die Arme fliegt.
Mir gegenüber sitzen ein paar Frauen mit riesigen Stoffsäcken als Gepäckstücke. Sie starren Carlos und mich neugierig an, genau so wie der Mann, der neben mir sitzt und uns in ein Gespräch verwickelt. Er stellt mir seltsame Fragen; wieviel ein Ingenieur in Deutschland verdiene, wolle er wissen, und wie schwierig es sei, nach Deutschland auszuwandern.
Wir reden und reden; Carlos hat sich aus dem Gespräch ausgeklingt. Auch ich merke, wie ich ermüde und bin insgeheim froh, als der Mann sich verabschiedet und zu seinem Bus geht.
Ich schnappe mir meinen kleinen Notizblock und lese die knappen Aufzeichnungen der letzten Tage.

17.09.2009 - Camp Nähe Apurímac
Der härteste Geburtstag meines Lebens. Statt Kuchen und Party eine 30-Stunden-Reise (oder mehr?) im Flugzeug, Bus und Auto, heftige Übelkeit und Erbrechen, danach Blasen an den Füßen und kaputte Beine. Bin schon nach dem ersten Tag körperlich und nervlich am Ende! Wie soll das weitergehen, noch sechs Tage???

19.09.2009 - Camp Choquequirao
Hab' den zweiten Tag überlebt. Fühle mich wie ein Packtier! Haben uns mit der Zeit mächtig vertan. Ob wir es rechtzeitig nach Machu Picchu schaffen?

20.09.2009 - Camp Yanama
Der gestrige Tag war die Hölle. Kilometerlanger Abstieg, brennende Hitze, war am Ende. Danach kilometerlanger Anstieg, weiter durch die Dunkelheit - und kein Wasser im Camp. Zum Glück hatten wir noch eine kleine Flasche mit Wasser...

21.09.2009 - Camp Totora
Angekommen. Jeder Tag ein Kampf, diesmal über 4670 m! Danach Regen...jetzt ist das Schlimmste überstanden - hoffe ich...

24.09.2009 - Aguas Calientes
Zu Ende. Wir haben es geschafft. Von wegen, der Pass Yanama mit seinen 4670 m war unglaublich hart, aber nicht das Härteste. Gestern war ich kurz davor, durch zu drehen. Hitze, an rauchenden Hügeln vorbei, kilometerlang bergab...und am Schluss kilometerlang über die Schienen der Bahn, mit dem langen, dunklen Tunnel als "Highlight".
Heute sind wir wieder um fünf Uhr aufgestanden, was für ein himmlischer Luxus, duschen!!! Und ein ganz normales Frühstück...Machu Picchu war schön, sehr schön. Aber nur das Tüpfelchen auf dem i. Was für ein Wahnsinn, das Ganze! Und doch so schön...

Ein Lächeln zeigt sich auf meinem Gesicht. Was für eine Erfahrung! Wieviel reicher fühle ich mich, wieviel stärker! Und das, wo ich halbkrank war, als wir aufgebrochen sind. Wieviel Kraft in einem Menschen steckt, wenn er nur will! Nur hat man das leider viel zu oft vergessen...
Entschlossen zücke ich einen Kugelschreiber und beginne mit dem Schreiben. Ich möchte die Erfahrung ausführlicher in Worte fassen, alleine schon um das alles im Kopf zu behalten. Wer weiß, vielleicht bringt das auch anderen etwas, ihr Potenzial wieder zu erkennen?

120 Kilometer zu Fuß durch die Anden Perus?

"Ich möchte dieses Jahr noch nach Peru reisen, zu Machu Picchu."

Ohne die Idee meines Freundes Carlos hätten wir dieses Reiseziel vermutlich ausgelassen.
Überlaufen, Massentourismus, überteuert - so waren meine Gedanken zu Machu Picchu, weshalb ich eine Reise in die Ruinenstadt nie ernsthaft in Erwägung gezogen habe. Doch gut, wenn Carlos unbedingt möchte, warum nicht? Schließlich waren wir auch bei den gigantischen Wasserfällen von Iguazú in Argentinien und Brasilien, weil ich sie unbedingt sehen und erleben wollte. Und diese sind mit Sicherheit genau so überlaufen.
"Eine bloße Besichtigung kommt aber nicht in Frage", hatte ich eingewandt.
"Natürlich nicht - es muss mindestens ein Trekking dabei sein. Vielleicht drei Tage oder so..." Und tatsächlich. Im Internet wird weit verbreitet vom Inka-Trail berichtet, das "Standardprogramm". Drei oder vier Tage, mit Führern und Maultieren, in einer kleinen Gruppe, Verpflegung. Und mit Preisen ab US$ 300 aufwärts - nicht gerade für kleine Budgets. Wie überlaufen nicht nur die Ruinenstadt Machu Picchu selbst, sondern auch der Inka-Trail ist, erkennt man schnell: Erst drei Monate später hätten wir frühstens an dem Trekking teilnehmen können. Der Grund: Begrenzte Gruppenanzahl, um der Bodenbelastung etc. entgegenzuwirken.


Was jetzt? Carlos und ich surfen parallel und ausführlich, und werden auch fündig. Eine Alternativroute, die auf anderem Weg zu Machu Picchu bzw. zum Ausgangsdorf Aguas Calientes führt, ist der wesentlich günstigere Salcantay-Trail. Dieser scheint auch ohne Führer machbar zu sein, was bei dem Inka-Trail Probleme geben könnte. Carlos surft weiter und präsentiert mir eine Route, die sich teilweise mit dem Salcantay-Trail überschneidet, die aber viel weiter südwestlich beginnt. Dauer: Sieben Tage, 120 Kilometer. Klingt machbar, denke ich. Die Höhenmeter dagegen beeindrucken mich mehr: 4670 Meter sollte der höchste Punkt der Wanderung betragen.
Wer einmal in der Höhe war, weiß, dass der Körper - je nach Kondition, Robustheit - ab 2500 - 3000 Metern auf die sauerstoffärmere Luft und die Druckunterschiede reagiert. Mir ist mein Ausflug in die chilenischen Geysire (4300 Meter) immer noch präsent, oder besser gesagt, die Höhenkrankheit. Und jetzt 4670 Meter? Mit einem Rucksack, der etwas weniger als ein mittelgroßer Hund wiegt?
Auch Carlos hat vor der Höhe Respekt. Respekt, aber keine Angst vor der Herausforderung - auch er kennt die Höhe. Sieben Tage, 120 Kilometer, 4670 Höhenmeter. Ohne Führer, ohne Packesel, nur wir und unsere Rucksäcke. Kann da nicht alles mögliche passieren? Gefahren, Krankheiten? Ich stelle mir alle möglichen Szenarien vor, denen wir jedoch mit vorbeugenden Maßnahmen entgegen wirken können.

Wir überlegen, zögern nur kurz - und wir entscheiden uns dafür. Eine Reise, die nichts gemein hat mit dem All-Inklusive-Urlaub nach Mallorca - der für Andere das Glück auf Erden ist, was auch schön und gut so ist. Diese Reise sollte körperlich und - was ich erst noch merken sollte - geistig eine Herausforderung werden, die es in sich hat. Eine Herausforderung, die einen erledigen oder stärken kann.

Donnerstag, 21. Januar 2010

Warum das Ganze?

"Geh' an Deine Grenzen!"...
...und dann ein Blog über ein Buch, mit einer Reise nach Peru als Handlung?
Schreiben Leute nicht schon oft genug Reiseberichte? Australien, Afrika, Argentinien...Reiseberichte, die sehr subjektiv und naja, Außenstehenden manchmal langweilig erscheinen?
Alle gemachten Erfahrungen sind subjektiv und werden von Außenstehenden anders empfunden: Weniger emotional, weniger mitreißend, mehr wie ein Zuschauer und selten wie eine Person, die mitspielt im Geschehen.
Trotzdem wage ich mich an die Herausforderung, einen Roman - zwischen Abenteuer, Reise und einer Inspiration für Dich - darüber zu schreiben, dessen Entstehung ich in diesem Blog festhalten möchte.
Und warum das Ganze?
Weil ich Dich, lieben Leser, mit auf eine Reise nach Peru und vor allem zu Dir selbst mitnehmen möchte. Vielleicht hast Du auch ein hohes Ziel, ein Vorhaben, einen Traum, der Dir meilenweit entfernt zu sein scheint? Dazwischen eine Grenze, die uns mal nur unbewusst, mal jedoch bewusst klar zu sein scheint. Scheint? Ja, scheint! Wo ist Deine Grenze? Ist es wirklich Dein Limit, über das Du nicht hinauskommst?
Oder ist es nur Dein Kopf, der Dir weis machen will, Du würdest darüber nicht hinaus kommen?