Egal, wie weit Dein Ziel zu sein scheint...

...mit jedem kleinen Schritt kommst Du Deinem Vorhaben ein Stückchen näher.

Montag, 22. Februar 2010

Wer ein Warum hat...

Der Frühling nähert sich langsam und leise, die Vögel zwitschern immer mehr, ab und zu lässt sich ein Sonnenstrahl blicken.
Trotzdem friere ich stark, fühle mich schlapp und sehr müde. Vielleicht habe ich es mit dem Yoga am frühen Morgen übertrieben, vielleicht hat mich auch einfach ein Arbeitskollege angesteckt…ärgerlich, gerade in unserer bevorstehenden Umzugsphase. Aber auch das geht vorbei.
Obwohl ich sehr beschäftigt bin, nehme ich mir hin und wieder ein paar Minuten zum Schreiben. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Egal ob beim Schreiben, beim Yoga, beim Klettern, beim Sprachen lernen…wenn man einmal richtig aus dem Fluss gerät, ist es schwierig, wieder hinein zu kommen. Entscheidungen, die man eigentlich mit hoher Motivation trifft, werden manchmal aufs Eis gelegt. Vielleicht weil man erkennt, dass man sich zuviel zumutet, weil man an der Entscheidung zweifelt oder weil andere Dinge eine höhere Priorität haben. Ich finde, dass das alles auch natürliche Erklärungen sind, da gewisse Pläne und Vorhaben manchmal einfach geändert werden müssen.
Schade ist es jedoch, wenn man zu schnell die Flinte ins Korn wirft, obwohl das Bauchgefühl sagt, dass man diese Entscheidung bewusst getroffen hat, weil man etwas wagen, etwas verändern möchte. Und dann in den alten Trott zurückfallen? Wie gerne habe ich früher immer Dinge begonnen, voller Eifer, und dann gesehen habe, dass ich mich doch nicht auf Dauer anstrengen möchte, um das Ziel zu erreichen?

Glücklicherweise habe ich viel geändert. Bei unbedeutenden Entscheidungen bin ich nach wie vor sprunghaft, bei ernsteren Dingen bleibe ich viel standhafter als früher. Auch beim Schreiben gibt es manchmal Tage, wo ich etwas zu selbstkritisch bin, wo ich das Gefühl habe, dass ich meine Absicht zu indirekt einbringe, oder dass meine Kreativität in Urlaub ist. Tage, wo ich etwas halbherzig an die Sache gehe. Früher hätte ich das Ganze vielleicht eine Weile ruhen lassen. Doch wie ich auch bei anderen Vorhaben schon gemerkt habe: Mit einer Absicht, einer besonderen Motivation kann man sein Ziel erreichen.
Oder wie Nietzsche es ausdrückt: „Wer ein Warum hat, dem ist kein Wie zu schwer.“
Vielleicht bin ich nicht ganz so auf diesen Gedanken fokussiert, wie er es ausdrückte; ab einem gewissen Punkt finde ich, dass man sein Ziel lieber in eine etwas andere Richtung lenken sollte, anstatt sich nur noch auf den Kampf zu fokussieren. Aber alles in allem bin auch ich davon überzeugt, dass man mit einer besonderen Motivation mehr erreichen kann, als man sich zutraut – ein zentrales Thema in „Geh’ an Deine Grenzen!“
In den Anden gab es ab einem gewissen Punkt kein Zurück mehr, kein Aufgeben, wo man sich von der Wanderung zurückziehen und in die bequeme Welt flüchten konnte. Sechs von sieben Tagen waren geprägt von einem harten Kampf, der nicht in Worte gefasst werden kann. Die Hitze zermürbte, trocknete aus, die Abstiege stellten meine Knie auf eine mir unüberwindlich scheinende Probe, der höchste Gipfel von 4670 Metern forderte alles, die kilometerlange, nicht endende Strecke zu Fuß auf den Bahnschienen bis zum endlosen Tunnel hätte mehr als nur einmal meine Nerven zerstört, wenn ich es zugelassen hätte. Alles Gründe, ans Aufhören zu denken, auf den nächsten Trupp mit den Maultieren zu warten, die uns die Last vom Rücken nehmen könnten.
Doch wir haben durchgehalten.
Jeder kann es.
Wenn er nur will.

Dienstag, 16. Februar 2010

Sich selbst im Weg stehen...

Die Schneeflocken fliegen im eisigen Wind wie wild durcheinander. Allein wenn ich durch das Fenster schaue, bin ich unglaublich froh, jetzt ein warmes Dach über dem Kopf zu haben.
Wann wird es endlich wärmer? Wann erlauben es die Temperaturen und das Wetter, lange Spaziergänge zu machen, schöne Fotos von der erwachenden Natur zu schießen, an den Felsen zu klettern?
Andererseits hat auch der Winter seine schönen Seiten: Wann ist es so schön wie im Herbst und Winter, alles ein bisschen ruhiger an zu gehen (oder direkt gesagt: zu faulenzen), viel Tee aller möglichen Sorten zu trinken, ein spannendes Buch zu lesen, oder eben ein solches zu schreiben?

Meine Finger fliegen über die Tastatur, verharren, tippen wieder. Etwa ¾ des Trekkings habe ich bereits niedergeschrieben, doch fehlen noch zahlreiche Ausschmückungen und Eingangszitate, die einen Denkanstoß darstellen sollen. Auch das selbst Erlebte könnte mehr eine wirkliche Gestaltung eines Romans bekommen, mit mehr Details und nicht nur wie eine Kette von Handlungen und Gedanken. Doch was ist im Endeffekt für den Leser interessant, und was nicht?
Manchmal habe ich das Gefühl, mir beim Schreiben selbst im Weg zu stehen, vor lauter Perfektionismus. Alles soll am besten im ersten Entwurf schon passen, so dass dieser später nur ein bisschen überarbeitet werden muss. Doch dieser Perfektionismus bremst mich manchmal aus. Ideen, die vielleicht das Potenzial haben, eine wundervolle Textstelle zu ergeben, bleiben außen vor. Wer kennt das nicht, wenn auch etwas anders? Vielleicht nicht im kreativen Bereich, sondern mehr im Alltäglichen? Sich selbst im Weg stehen.
Warum? Warum steht man sich möglicherweise selbst im Weg, wenn es darum geht, etwas erreichen zu wollen?
Vielleicht hat man einfach Angst davor, sein Ziel zu erreichen? Angst vor der Veränderung, das Bekannte los zu lassen? Oder man hat Angst vor dem Widerstand, auf den man treffen würde?
Vielleicht geschieht dies auch unbewusst, in dem man sich selbst noch nie gefragt hat, was man eigentlich will, in dem man sich noch nie richtig inne gehalten und sich selbst zugehört hat.
Oder vielleicht ist es, wie schon gesagt, die Perfektionismusfalle. Die Gefahr, alles so perfekt machen zu wollen, das Ganze so verkrampft anzugehen, dass man sich in Details verliert, die einzigartigen Ideen untergehen und man letztendlich den gesamten Überblick verliert – und somit auch sein Ziel.

Dazu gibt es eine schöne Geschichte, an deren Wortlaut ich mich nur noch ungefähr erinnere: Zwei Menschen waren unterwegs zu einem Strand, der einsam und idyllisch gelegen von hohen Palmen geschmückt und nur Wenigen bekannt war. Sie wollten im Meer baden, das Meer erleben. Das war ihr sehnlichster Wunsch. Doch der Strand war größtenteils voller spitzer Steine, die einen direkten Durchgang nicht ermöglichten. Die einzige Möglichkeit, dennoch zum Meer zu gelangen, war, einen Weg frei zu räumen. Doch wie?
Einer von den beiden rannte weg, um eine Schaufel oder ähnliches Werkzeug zu suchen, während der andere nur da saß und überlegte. Er sah nur die Möglichkeit, die Steine mit einem anderen, großen Stein und den bloßen Händen weg zu räumen – eine unbequeme Arbeit. Er machte sich unbeirrt ans Werk. Irgendwann würde er schon fertig werden. Es war ja nur ein Weg.
Der Andere kehrte an eine andere Stelle des Strandes zurück, ohne seinen Freund zu entdecken, so dicht waren die Palmen. Er hielt eine robuste Schaufel in der Hand, die es erlaubte, die Steine zügig beiseite zu schaffen und machte sich motiviert ans Werk. Während der Freund an der anderen Stelle die Steine mit der Hand entfernte und nur langsam vorankam, jedoch die Hälfte schon geschafft hatte, brauchte der Mensch mit der Schaufel viel weniger Zeit, um zur Wegmitte zu gelangen. Er betrachtete sein Werk, und beschloss, dass er den Weg auch gleich auf schöner gestalten konnte. Wenn schon, dann richtig. Und er machte sich dran, einen Weg frei zuräumen, der etwa die vierfache Breite des Weges hatte, den sein Freund frei räumte.
Als sein Freund alle Steine weggeräumt und mit den Füßen im Meer stand, war der Mensch mit der Schaufel immer noch nicht fertig. Denn er war mit seinem Ergebnis unzufrieden und hatte beschlossen, seinen Wegrand zu verstärken, damit der Weg nicht zugeschüttet werden würde.
Das Meer hatte er nie an seinen Füßen gespürt.

Sonntag, 7. Februar 2010

Später, morgen, irgendwann – niemals?

„Wir sind ein einziges Mal geboren; zweimal geboren zu werden ist nicht möglich…Und da schiebst du das, was Freude macht, auf, obwohl du nicht einmal Herr bist über das Morgen? Über dem Aufschieben schwindet das Leben dahin, und so mancher von uns stirbt, ohne sich jemals Muße gegönnt zu haben.“
Epikur

Gar nicht so leicht, neben allen Tätigkeiten am Schreiben, das ich doch so gerne mag, dran zu bleiben. Manchmal denke ich, dass der Tag besser mehr Stunden haben sollte – ein weit verbreiteter, unrealistischer Wunsch. Würde ich den Tag dann wirklich besser nutzen? Würde ich dann wirklich für mein eigentliches Vorhaben Zeit finden? Oder würde ich den Tag dann einfach mit anderen Aktivitäten vollpacken und noch weniger Zeit haben?

Kennst Du das, die schönen Dinge, die eigentlichen Ziele im Leben aufzuschieben?
Sprichwörter wie „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“ beziehe ich eher auf unangenehme Sachen, die ich immer schnell erledige. Anrufe, Rechnungen, Termine ausmachen…all das verschwindet schnell von der To-do-Liste und auch aus meinem Kopf. Bei vielen Leuten scheint das nicht so zu sein, sie versuchen, diese Dinge aus ihren Köpfen zu verbannen, indem sie einfach so tun, als wären die Anrufe, Rechnungen und Termine nicht vorhanden.
Das ist die eine Seite. Die andere Seite, ist die, seine persönlichen Träume aus dem funktionalen Alltag auszuklammern und diese alleine auf die Wochenenden zu beschränken oder auf die nächsten Ferien oder auf das Rentenalter zu verschieben. Oder eben auf irgendwann, wenn sich mal die Gelegenheit bietet.

Sicher ergeben sich Gelegenheiten manchmal zufällig. Doch wie oft ist das so? Ich denke, das ist der Fall, wenn man auch wirklich am Ball bleibt und auf der Suche danach ist – und nicht, wie manche erwarten, die Gelegenheiten an der Haustür zu empfangen. So wartet man möglicherweise sein ganzes Leben auf die einzigartige Gelegenheit, für die bisher nie der richtige Zeitpunkt war – und dann?
Dann folgt eine schmerzhafte Erkenntnis, dass man nicht alles dafür getan hat, die schönen Dinge, seine Ziele, seine Träume in sein wirkliches Leben – dem Alltag – hinein integriert zu haben, dass man nicht alles dafür getan hat, diese Dinge wirklich gelebt zu haben.