Egal, wie weit Dein Ziel zu sein scheint...

...mit jedem kleinen Schritt kommst Du Deinem Vorhaben ein Stückchen näher.

Dienstag, 16. Februar 2010

Sich selbst im Weg stehen...

Die Schneeflocken fliegen im eisigen Wind wie wild durcheinander. Allein wenn ich durch das Fenster schaue, bin ich unglaublich froh, jetzt ein warmes Dach über dem Kopf zu haben.
Wann wird es endlich wärmer? Wann erlauben es die Temperaturen und das Wetter, lange Spaziergänge zu machen, schöne Fotos von der erwachenden Natur zu schießen, an den Felsen zu klettern?
Andererseits hat auch der Winter seine schönen Seiten: Wann ist es so schön wie im Herbst und Winter, alles ein bisschen ruhiger an zu gehen (oder direkt gesagt: zu faulenzen), viel Tee aller möglichen Sorten zu trinken, ein spannendes Buch zu lesen, oder eben ein solches zu schreiben?

Meine Finger fliegen über die Tastatur, verharren, tippen wieder. Etwa ¾ des Trekkings habe ich bereits niedergeschrieben, doch fehlen noch zahlreiche Ausschmückungen und Eingangszitate, die einen Denkanstoß darstellen sollen. Auch das selbst Erlebte könnte mehr eine wirkliche Gestaltung eines Romans bekommen, mit mehr Details und nicht nur wie eine Kette von Handlungen und Gedanken. Doch was ist im Endeffekt für den Leser interessant, und was nicht?
Manchmal habe ich das Gefühl, mir beim Schreiben selbst im Weg zu stehen, vor lauter Perfektionismus. Alles soll am besten im ersten Entwurf schon passen, so dass dieser später nur ein bisschen überarbeitet werden muss. Doch dieser Perfektionismus bremst mich manchmal aus. Ideen, die vielleicht das Potenzial haben, eine wundervolle Textstelle zu ergeben, bleiben außen vor. Wer kennt das nicht, wenn auch etwas anders? Vielleicht nicht im kreativen Bereich, sondern mehr im Alltäglichen? Sich selbst im Weg stehen.
Warum? Warum steht man sich möglicherweise selbst im Weg, wenn es darum geht, etwas erreichen zu wollen?
Vielleicht hat man einfach Angst davor, sein Ziel zu erreichen? Angst vor der Veränderung, das Bekannte los zu lassen? Oder man hat Angst vor dem Widerstand, auf den man treffen würde?
Vielleicht geschieht dies auch unbewusst, in dem man sich selbst noch nie gefragt hat, was man eigentlich will, in dem man sich noch nie richtig inne gehalten und sich selbst zugehört hat.
Oder vielleicht ist es, wie schon gesagt, die Perfektionismusfalle. Die Gefahr, alles so perfekt machen zu wollen, das Ganze so verkrampft anzugehen, dass man sich in Details verliert, die einzigartigen Ideen untergehen und man letztendlich den gesamten Überblick verliert – und somit auch sein Ziel.

Dazu gibt es eine schöne Geschichte, an deren Wortlaut ich mich nur noch ungefähr erinnere: Zwei Menschen waren unterwegs zu einem Strand, der einsam und idyllisch gelegen von hohen Palmen geschmückt und nur Wenigen bekannt war. Sie wollten im Meer baden, das Meer erleben. Das war ihr sehnlichster Wunsch. Doch der Strand war größtenteils voller spitzer Steine, die einen direkten Durchgang nicht ermöglichten. Die einzige Möglichkeit, dennoch zum Meer zu gelangen, war, einen Weg frei zu räumen. Doch wie?
Einer von den beiden rannte weg, um eine Schaufel oder ähnliches Werkzeug zu suchen, während der andere nur da saß und überlegte. Er sah nur die Möglichkeit, die Steine mit einem anderen, großen Stein und den bloßen Händen weg zu räumen – eine unbequeme Arbeit. Er machte sich unbeirrt ans Werk. Irgendwann würde er schon fertig werden. Es war ja nur ein Weg.
Der Andere kehrte an eine andere Stelle des Strandes zurück, ohne seinen Freund zu entdecken, so dicht waren die Palmen. Er hielt eine robuste Schaufel in der Hand, die es erlaubte, die Steine zügig beiseite zu schaffen und machte sich motiviert ans Werk. Während der Freund an der anderen Stelle die Steine mit der Hand entfernte und nur langsam vorankam, jedoch die Hälfte schon geschafft hatte, brauchte der Mensch mit der Schaufel viel weniger Zeit, um zur Wegmitte zu gelangen. Er betrachtete sein Werk, und beschloss, dass er den Weg auch gleich auf schöner gestalten konnte. Wenn schon, dann richtig. Und er machte sich dran, einen Weg frei zuräumen, der etwa die vierfache Breite des Weges hatte, den sein Freund frei räumte.
Als sein Freund alle Steine weggeräumt und mit den Füßen im Meer stand, war der Mensch mit der Schaufel immer noch nicht fertig. Denn er war mit seinem Ergebnis unzufrieden und hatte beschlossen, seinen Wegrand zu verstärken, damit der Weg nicht zugeschüttet werden würde.
Das Meer hatte er nie an seinen Füßen gespürt.

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