Egal, wie weit Dein Ziel zu sein scheint...

...mit jedem kleinen Schritt kommst Du Deinem Vorhaben ein Stückchen näher.

Freitag, 22. Januar 2010

Das Ende - ein neuer Anfang?

Cuzco, Peru, Wartehalle des Busterminals.
Noch vier Stunden bis zur Abfahrt nach Abancay, das etwa zehn Stunden von hier entfernt ist.
Wir sitzen in der Wartehalle, die voller Geschäfte und Busgesellschaften ist, voller Menschen und zum Teil auch Tiere.
Ein Mädchen fährt auf Rollschuhen vorsichtig durch die Wartehalle und wird immer schneller, als sie schließlich in halsbrecherischer Geschwindigkeit, kreischend vor Angstlust, auf ihren Vater zufährt und ihm in die Arme fliegt.
Mir gegenüber sitzen ein paar Frauen mit riesigen Stoffsäcken als Gepäckstücke. Sie starren Carlos und mich neugierig an, genau so wie der Mann, der neben mir sitzt und uns in ein Gespräch verwickelt. Er stellt mir seltsame Fragen; wieviel ein Ingenieur in Deutschland verdiene, wolle er wissen, und wie schwierig es sei, nach Deutschland auszuwandern.
Wir reden und reden; Carlos hat sich aus dem Gespräch ausgeklingt. Auch ich merke, wie ich ermüde und bin insgeheim froh, als der Mann sich verabschiedet und zu seinem Bus geht.
Ich schnappe mir meinen kleinen Notizblock und lese die knappen Aufzeichnungen der letzten Tage.

17.09.2009 - Camp Nähe Apurímac
Der härteste Geburtstag meines Lebens. Statt Kuchen und Party eine 30-Stunden-Reise (oder mehr?) im Flugzeug, Bus und Auto, heftige Übelkeit und Erbrechen, danach Blasen an den Füßen und kaputte Beine. Bin schon nach dem ersten Tag körperlich und nervlich am Ende! Wie soll das weitergehen, noch sechs Tage???

19.09.2009 - Camp Choquequirao
Hab' den zweiten Tag überlebt. Fühle mich wie ein Packtier! Haben uns mit der Zeit mächtig vertan. Ob wir es rechtzeitig nach Machu Picchu schaffen?

20.09.2009 - Camp Yanama
Der gestrige Tag war die Hölle. Kilometerlanger Abstieg, brennende Hitze, war am Ende. Danach kilometerlanger Anstieg, weiter durch die Dunkelheit - und kein Wasser im Camp. Zum Glück hatten wir noch eine kleine Flasche mit Wasser...

21.09.2009 - Camp Totora
Angekommen. Jeder Tag ein Kampf, diesmal über 4670 m! Danach Regen...jetzt ist das Schlimmste überstanden - hoffe ich...

24.09.2009 - Aguas Calientes
Zu Ende. Wir haben es geschafft. Von wegen, der Pass Yanama mit seinen 4670 m war unglaublich hart, aber nicht das Härteste. Gestern war ich kurz davor, durch zu drehen. Hitze, an rauchenden Hügeln vorbei, kilometerlang bergab...und am Schluss kilometerlang über die Schienen der Bahn, mit dem langen, dunklen Tunnel als "Highlight".
Heute sind wir wieder um fünf Uhr aufgestanden, was für ein himmlischer Luxus, duschen!!! Und ein ganz normales Frühstück...Machu Picchu war schön, sehr schön. Aber nur das Tüpfelchen auf dem i. Was für ein Wahnsinn, das Ganze! Und doch so schön...

Ein Lächeln zeigt sich auf meinem Gesicht. Was für eine Erfahrung! Wieviel reicher fühle ich mich, wieviel stärker! Und das, wo ich halbkrank war, als wir aufgebrochen sind. Wieviel Kraft in einem Menschen steckt, wenn er nur will! Nur hat man das leider viel zu oft vergessen...
Entschlossen zücke ich einen Kugelschreiber und beginne mit dem Schreiben. Ich möchte die Erfahrung ausführlicher in Worte fassen, alleine schon um das alles im Kopf zu behalten. Wer weiß, vielleicht bringt das auch anderen etwas, ihr Potenzial wieder zu erkennen?

3 Kommentare:

  1. Anonym24.1.10

    Hey, klingt nach einer schönen Reise, und auch anstrengend :) Bin gespannt, wie es weitergeht. LG Claudia

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  2. Andreas25.1.10

    Peru, da war ich auch. Ich bin aber nicht gewandert :)

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  3. Irina26.1.10

    Liebe Stefanie,
    ich finde es sehr mutig von dir und deinem Freund Carlos, solch eine gefährliche Reise anzutreten. Trotz allem teile ich deine Meinung, sich nicht von seinen Ängsten leiten zulassen. Im Leben sollten auch schwierige Wege bezwungen werden, denn nur so kann man über sich hinauswachsen und etwas ganz besonderes erleben und erreichen.
    Ich wünsche dir viel Erfolg beim Schreiben deines Romans.

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